An- und Ablegen als Einhandsegler

Anlegen, Ablegen und anderes, was mit 4 bis 6 Händen einfacher aber nicht unbedingt besser geht...
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Die Red.
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Beitrag von Die Red. »

von Ralf-T: (von der Red. übertragen)

Noch ein Tipp,

schaut doch mal den Stegkollegen zu, wie die es machen. Fast alles, was mit mehreren Crewmitgliedern gemacht werden kann, geht auch, wohlüberlegt einhand. Wenn Du im Hafen mal schaust, wirst Du bestimmt Einhandsegler sehen, die auch gern Tipps geben.

Ein Beispiel, mein Nachbar, Holländer, Segeln im Blut. Nach achtern ca. 11m zu den Schiffen den nächsten Steges, also etwa eine Schiffslänge. Wie soll man da vernünftig einhand ablegen, vor allem bei Wind? Er gab mir den Tipp, eine lange Leine um den Backbord-Pfahl zu legen und das andere Ende mit einer Hand festzuhalten(ich muss mit Heck rückwärts Backbord rum, sonst schmeisst mich der Radeffekt meiner Schraube gegen die anderen Schiffe). Ich dachte: völlig unlogisch, aber versuchs mal - und unglaublich aber wahr: das Schiff kommt perfekt rum. Wenn das Schiff die Richtige Position hat, Vorwärtsgang rein und rausfahren - ganz gemütlich. Dabei quasi im Vorbeifahren die Leine noch aushängen und das wars. So wär ich da wohl nie drauf gekommen.

Darum: Augen auf!

Dreifingerbreit

Ralf

neuehorizonte
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Beitrag von neuehorizonte »

Richtiges Anlegen ist in erster Linie abhängig von äußeren Faktoren wie Windrichtung, Strom, Raum und nicht zuletzt den Manövriereigenschaften des Bootes.

Mein Boot ist eine 13m lange Ketsch, Typ Tayana 37, 12t schwer, Langkieler, Propeller rechtsgängig.

Mit dem Boot bin ich normalerweise alleine unterwegs.

Angewöhnt habe ich mir nur noch rückwärts anzulegen. Der Grund ist der vorhandene Klüverbaum über den ich meinen 40 Kg schweren Hund einfach nicht drüberwuchten kann.
(Wobei Bierkästen auch schwierig sind)

I.d.R. wird eine lange Leine durch eine Bugklüse von vorn, außen ums Boot herum nach achtern und das andere Ende binnenbords bis ins Cockpit gelegt, um es hier über eine Winsch zu führen. (Meistens ist das die Steuerbordseite). Die gegenüberliegende Bugleine wird nur zum belegen klargemacht. An das achtere Drittel des Bootes kommt pro Seite ein Kugelfender binnenbords.
Nahe der Dalbenreihe fahre ich mit der Backbordseite zu einer passenden Box. Kurz davor gebe ich hartruder Steuerbord und lasse den Propeller rückwärts drehen. Das Boot dreht sich nun genau mit dem Heck in eben diese Box. Das Ruder bleibt dabei auf Steuerbord stehen und wird auch nicht verändert. Bei diesem Manöver komme ich normalerweise mit dem Heck nahe an den Steuerborddalben, über den ich nun sofort das Auge meiner Leine lege. Damit ist das Boot quasi schon fest. Innerhalb der Box kommen die beiden Fender raus. Sollte das Boot dabei einem an der Steuerbordseite liegendem anderen Boot zu nahe kommen, genügt ein kleiner Gasstoß voraus, um das Heck wieder zur Boxenmitte zu bekommen. (Ruder steht Steuerbord) Nun geht es weiter zurück, bis der Backborddalben auf Bughöhe ist. Dann wird das Boot aufgestoppt, die Steuerbordleine weiter dicht geholt und belegt. (Maschine läuft rückwärts). Das Boot ist ja schon fest. Nun wird die Backbordbugleine über den Dalben gelegt, gegen ausrauschen gesichert und vergessen.
Die über die Winsch geführte Leine wird bei rückwärts laufender Maschine weiter aufgefiert. So nähert man sich langsam dem Steg. Durch fieren und dichtsetzen kann bei laufender Maschine die Position innerhalb der Box sehr genau bestimmt werden. (Das Heck will durch den drehenden Propeller nach Backbord, wobei die Steuerbordleine das verhindert.) Das Boot wird mit dieser Leine auch aufgestoppt, wobei der Propeller natürlich weiter läuft. Jetzt kommen die Heckleinen an Land und werden ebenfalls belegt, wobei an Bord nur noch die richtige Länge eingestellt werden muss.
Um noch die Backbordleine vorne zu belegen und einzustellen, wird das Boot mit kleiner Fahrt voraus in die Heckleinen gefahren. Als letztes wird die Steuerbordleine von der Winsch gelöst, zum Bug gezogen dort belegt und erst jetzt wird der Motor abgestellt.

Das Anlegen längsseits ist natürlich einfacher. Hier bevorzuge ich die Backbordseite. Das Ansteuern an einen Steg/Kai erfolgt meistens in einem Winkel von ca. 45°, der spielt aber tatsächlich keine große Rolle. Kurz bevor der Bug den Steg/Kai berühren kann, (ca. 2m) geht die Maschine rückwärts. Der Propeller zieht das Heck nun sauber an den Steg/Kai. Die bereitliegende Heckleine wird über einen Poller gelegt/geworfen und belegt. Nun wird bei vorausgehendem Propeller das Boot an den Steg/Kai gedrückt und alle anderen Leinen ausgebracht und belegt. Das funktioniert auch gut bei ablandigem Wind.
Von der Küste

Dirk

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