Windsteueranlage und Davids?

All die kleinen (oder großen) elektrischen, elektronischen oder auch mechanischen Helferlein, die die Crew (fast) ersetzen können
Pea
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Windsteueranlage und Davids?

Beitrag von Pea »

Ich möchte gern eine Windsteueranlage anbauen. Aber ich brauche Davids für das feste Beiboot. Obwohl ich schon viel gegrübelt habe, fällt mir keine Lösung ein beides zu montieren. Auch würde ich gern die Badeleiter, die mittig montiert ist behalten. Kann man eigentlich eine Windsteueranlage etwas seitlich anbauen? Habt ihr eine Idee, wie beides Windsteuer und Davids, bzw festes Beiboot zu realisieren sind? Ich habe eine 9,20 m lange Beryll.

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Markus
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Re: Windsteueranlage und Davids?

Beitrag von Markus »

Ob man sie seitlich montieren kann hängt stark von der Art der Windsteueranlage ab. Wirkt sie auf das Hauptruder oder hat sie selbst ein Ruder? Oder ist es eine, die elektrisch betrieben wird? Ich hatte mal einen Pinnenpiloten, den man mit einer Windfahne zur Selbststeuerung benutzen konnte. Konzeptionell wäre dieser, da Seilsteuerung, auch für ein Steuerrad geeignet gewesen. Und ich glaube, dass auch die Schubstangen-Pinnenpiloten mit einer Windfahne gekoppelt werden können, das habe ich aber nie probiert, kann es auch nicht mehr testen oder nachvollziehen.

watt.segler
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Re: Windsteueranlage und Davids?

Beitrag von watt.segler »

Zur Zeit segle ich eine Allegro 27 mit Windpilot Pacific light, wunderbares Gerät, bin damit letzten Sommer 2200 Seemeilen einhand unterwegs gewesen. Auch habe ich vor gut 25 Jahren mal eine Beryll besessen. Generell macht eine Windfahnenselbststeueranlage ja nur für längere Einhandtörns Sinn. Natürlich kann man die Windpilot auch gut für kurze Schläge nutzen, aber erst bei langen Schlägen lohnt sich der Mehrpreis gegenüber einem einfachen Pinnenpiloten. Natürlich steuert die Windpilot auf längeren Seestrecken deutlich besser und angenehmer. Auf offenen Seestrecken aber sind Davids zum Transport eines starren Beibootes nicht gut geeignet, die ständigen leichten Bewegungen scheuern auf Dauer selbst solide Nirodrahtseile durch (hab ich erlebt bei der Überführung einer 16-Meteryacht von den Kanaren bis zur Scheldemündung, hätten das Beiboot fast verloren, musste mit etlichen Spanngurten gesichert werden). Außerdem verschlechtert ein Beiboot in Davids die Windangriffsfläche achtern ganz erheblich mit deutlich verschlechterte Segelleistung an der Kreuz. Auch hohe Seen von achtern sind gefährlich mit einem Dinghi in Davids. Warum haben dann so viele Segler Davids fürs Beiboot? Weil bequem ist, und weil das Kaffeesegler sind, die höchstens mal von Heiligenhafen nach Schleimünde segeln, wenn das Wetter freundlich ist. Und weil ihr Kahn mit sowenig Wind dann nicht gut segelt, schmeißen sie die Maschine an. Lies dazu mal Bobby Schenks Ansicht zu Davids. Der Transport eines starren Beiboots an Deck ist auch nicht viel besser, und das Vordeck der Beryll bietet ja auch nicht vielPlatz. Deshalb für längere Seestrecken entweder Schlauchboot in die Backskiste oder Bananaboot flach aufs Deck geschnallt.
My two cents

watt.segler
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Re: Windsteueranlage und Davids?

Beitrag von watt.segler »

Zur Frage der außermittigen Montage von Windfahnenselbststeueranlagen: zwar wird dies von Hydrovane propagiert, aber Physik lässt sich nicht mit Werbeversprechungen außer Kraft setzen. Eine nicht nur ein paar Zentimeter, sondern erheblich außermittig montierte WSA wird, wenn leeseitig montiert, natürlich ordentlich arbeiten. Wenn man dann an der Kreuz auf den anderen Bug geht, so wird die WSA nun an der hohen Kante schlicht partiell oder gar vollständig austauchen. Auch partiell ausgetaucht wird sie im Seegang immer wieder 'Luft ziehen', die Strömung wird abreißen, und dann wird absehbar das Boot anluven und mit flatternden Segeln liegen bleiben oder gar über Stag gehen und bei festgesetzten Schoten beigedreht liegen bleiben. Wenn man also schon eine teure WSA investiert, sollte man den Mehraufwand, die Badeleiter ummontieren zu müssen, nicht scheuen.
Man sieht auf Grund dieser unsinnigen Werbeaussage von Hydrovane immer wieder deren WSAs an den breiten Hecks moderner Cruiser mit ihren herunterklappbaren Badeplattformen. Die werden dann, da sie so nicht richtig funktionieren können, kaum oder garnicht genutzt. Statt dessen wird weiter mit dem stromfressenden elektrischen Autopiloten gesteuert. Aber man hat das gute Gefühl, dass man, sollte dieser mal ausfallen, die WSA quasi noch in Reserve hat. Die wird dann aber eben nur bei sehr aufrecht, und damit ziemlich langsam segelndem Boot halbwegs zufriedenstellend arbeiten.

Für die Beryll wäre zum Beispiel eine feste Badeplattform am Heck mit darauf mittig montierter Windpilot, Fleming, Monitor, Southatlantic oder what ever, die Badeleiter soweit seitlich montiert, dass sie die Bewegungen der WSA nicht behindert, eine gute und praktikable Lösung. Oder die Servopendulumanlage direkt am Heck montiert, die Badeleiter seitlich am Rumpf.

Grundsätzlich wird eine Servopendulumanlage übrigens nicht nur präziser und kraftvoller steuern, und das unter praktisch allen Bedingungen, soweit das Boot wenigstens 1,5 bis 2 Knoten Fahrt macht, sondern die Belastung der Montagepunkte am Heck ist prinzipbedingt viel geringer als bei starren Auxiliarruderanlagen, da sie ja nicht das Schiff selbst steuern, sondern nur ihr eigenes Gewicht und den an der Pinne oder am Ruderrad anfallenden Steuerdruck auf ihre Montagepunkte übertragen. Außerdem werden moderne Servopendulumanlagen, wenn mal ein Kaventsmann die Anlage seitlich trifft, einfach dem Wasserdruck folgend zur Seite schwingen. Wenn dagegen ein solcher Kaventsmann eine Hydrovane oder andere Auxiliarruderanlage trifft, dann kann nicht nur die Auxiliarruder-WSA Schaden nehmen, sondern auch das Heck des Bootes im Bereich der Befestigungspunkte beschädigt werden.