Fahrkegel am Vorstag?

Gerade wenn man alleine segelt, ist die Sicherheit ein heikles Thema...
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johannes
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Fahrkegel am Vorstag?

Beitrag von johannes »

mit johns last komme ich gelegentlich in die situation, dass der wind für ein genussvolles segeln zu schwach ist. die mit geringer drehzahl mit laufende maschine schafft wirkungsvolle abhilfe. nun wäre, so hab ichs gelernt, am vorstag ein kegel mit spitz nach unten zu setzen, oder alternativ die segel einzuholen. doch beides mag ich nicht. im mittelmeer, meinem derzeitigen operationsbereich, hab ich den kegel nie gesehn, genau so wenig wie den ankerball.
wie verhält sich das in anderen revieren. ist das ein alter zopf, oder wird das nicht einhalten dieser regeln gar mit bussgeld angemahnt? wer hat einschlägige erfahrung?
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Markus
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Beitrag von Markus »

Bisher konnte ich nur in der Adria und der Ostsee Segler beobachten, die die Maschine mitlaufen ließen (in der Biscaya und auf den Meilentörns im MM gab's einfach zu wenig Begegnungen).
In der Adria wird darauf großzügig verzichtet und selbst beim Ausbildungstörn wurde auf Nachfrage nur abgewunken.
In der Ostsee wird das dagegen recht konsequent eingehalten, soweit ich das beobachtet habe.
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Tamino
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Beitrag von Tamino »

In der Nordsee wird der Kegel zumindest dann gesetzt, wenn die Waschpo unterwegs ist, ohne Kontrolle ist er aber auch hier selten zu sehen.
Habe gehört, daß im NOK , wo die Maschine immer laufen muß, bei gesetztem Segel auch auf den Kegel geachtet wird, obwohl hier jedem klar sein muß, daß die Maschine mitläuft.
Grüße von der Nordsee
Jens

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johannes
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Beitrag von johannes »

vielen dank, markus und jens,

für die ersten erfahrungsberichte mit dem motorkegel (cyrus verzeihe mir den ausdruck). so in die richtung hatte ich mir das vorgestellt. vielleicht kommen aber noch andere meinungen dazu.

und wie verhält sich das mit dem ankerball? auch da hab ich einen verdacht: immer wenn deutsche gäste (alles liebe freunde) an bord von jl sind, werde ich nach dem ankerball gefragt. oft scheint mir das wichtiger zu sein, als eine zusätzliche landleine. wie sind da euere erfahrungen?
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Tamino
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Beitrag von Tamino »

Der Ankerball wird nach meinen Erfahrungen schon eher gesetzt. Wahrscheinlich schon deshalb, weil die Zeit des Ankerns meist länger dauert und man ohnehin nicht so viel zu tun hat. Außerdem bleibt dem kritischen Beobachter (Waschpo) mehr Zeit, die Identität festzustellen.
Und dann hängt es wohl von deren Laune ab, was passiert. Im Bereich der Jade ist das Polizeiboot eigentlich immer wieder mal zu sehen.
Grüße von der Nordsee
Jens

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johannes
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Beitrag von johannes »

Tamino hat geschrieben: .... Außerdem bleibt dem kritischen Beobachter (Waschpo) mehr Zeit, die Identität festzustellen.
Und dann hängt es wohl von deren Laune ab, was passiert....
ja lieber jens,

da mag der hase vergraben sein. in meinem derzeitigen operationsgebiet hat die coast gard, die nato und nicht zuletzt die flotte der "koalition" alle hände voll zu tun, jedes fahrzeug zu identifizieren und als freund / feind einzustufen oder sicherheitshalber mal auf flüchtlinge zu durchsuchen. die prioritäten werden da zur zeit ganz anderst gesetzt.
wenn du brav auf kanal 16 hörwache schiebst und deren anrufe promt erwiederst, hast du aber keinerlei probleme. im gegenteil, ich fühlte mich beim segeln nie so behütet, wie zur zeit im östlichen mittelmeer. (auch das rote meer soll wieder sicher sein, dank der dort kreuzenden deutschen flottenverbänden)

ps: sollte es jemanden in dieses revier verschlagen, so ist hörwache auf kanal 16 dringend empfohlen. auch für nicht ausrüstungspflichtige fahrzeuge. mir sind yachies bekannt, die es besser wussten und promt ärger bekamen.

die systematik der anrufe ist immer gleich: das schiff auf position xxx, yyy mit kurs nnn und geschwindigkeit vv wird gerufen vom kriegsschiff auf ihrer linken / rechten seite. das prozedere ist dann recht einfach. kanalwechsel und frage nach internationalem rufzeichen, start- und zielhafen und wieviele mann an bord. schluss fertig. der funker verabschiedet sich in aller regel mit einem " have a nice trip"

die ignoranten, oder soll ich "sturen" schreiben, werden unweigerlich nach einer halben bis dreiviertel stunde erfolglosem aufrufen von einem schnellboot der nato geentert. wobei das noch die "soft" methode ist, wie ich dem täglichen nautischen bulletin der koalitions-truppe entnehme.
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Tamino
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Beitrag von Tamino »

Hallo Johannes,
mich würde eine maßvolle Überwachung auch keinesfall stören, sie kann ja nur zur allgemeinen Sicherheit dienen. Ich habe bislang keinen Grund gehabt, über die Sicherheitsorgane zu lamentieren.

Allerdings wenn man hört, daß in der Nordsee per Radar Yachties beobachtet werden, ob sie im rechten Winkel Verkehrstrennungsgebiete durchqueren, so empfinde ich das als fragwürdig, da es nicht der Sicherheit dient. Es gibt ja gerade unter Segeln viele Situationen wo man mit anderem Kurs das Trennungsgebiet sehr viel schneller und sicherer durchqueren könnte.
Grüße von der Nordsee
Jens

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johannes
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Beitrag von johannes »

Tamino hat geschrieben:.....Allerdings wenn man hört, daß in der Nordsee per Radar Yachties beobachtet werden, ob sie im rechten Winkel Verkehrstrennungsgebiete durchqueren, so empfinde ich das als fragwürdig, da es nicht der Sicherheit dient.....
hallo jens,

ich hab mich mal mit dover control darüber unterhalten. man kann es zwar auch nachlesen. die wollen einfach, dass die schiffsachse rechtwinklig zum schifffahrtsweg steht. der gefahrene kurs über grund spielt dabei überhaupt keine rolle. es ist wichtig, dass die verkehrsteilnehmer eindeutig sehen, dass du die fahrstrasse überqueren willst. das ist alles. unser kurs über grund seinerzeit bei der querung von dover nach calais war der starken strömung wegen schlechter als 45 grad bei angestrebten 90 grad zum fahrwasser. gemotzt hat trotzdem keiner.
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Tamino
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Beitrag von Tamino »

Ich meine , man könnte doch einen Winkelbereich angeben, ohne auf dem rechten Winkel zu beharren.
Grüße von der Nordsee
Jens

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Markus
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Beitrag von Markus »

Wenn Du "genau 90°" angibst, dann werden 80 gefahren.
Wenn Du "80 bis 90°" angibst, dann fahren sie gleich 60, weil es wohl eine Toleranz gibt, die es auszulegen gilt :mrgreen:
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johannes
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Beitrag von johannes »

hallo jens, hallo markus,

ich denke schon, dass man das mit rechtwinklig vorschreiben muss. habe allerdings kein verständnis dafür, wenn die waschpo oder wer auch immer bussgelder kassiert wenn denn der winkel in der praxis halt bei 80 oder 100 grad liegt. das würde ich als übertriebenen formalismus bezeichnen, weil nach meinem ermessen +/- 90 grad auf see nur bei windstille und ohne welle einzuhalten ist.
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Tamino
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Beitrag von Tamino »

Ja, und die Bußgelder sollen ca 1500 DM betragen haben. Bei Behinderung und Gefährdung eines großen Berufsschiffes halte ich sogar 10.000.- - 100.000.- für angemessen, aber so fehlt die Verhältnismäßigkeit der Mittel (Strafe). Da ist es hierzulande billiger, jemanden krankenhausreif zu schlagen.

PS: Erklärung: Die Gefährdung eines Tankers kann unermeßliche Umweltschäden zur Folge haben und sollte entsprechend geahndet werden.
Grüße von der Nordsee
Jens

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Beitrag von johannes »

wenn euere sicherheitsorgane sich yachies gegenüber so krass durchsetzen, müssten sie sich konsequenterweise bei den reedereien ebenso durchsetzen und zum beispiel einschaligen tankern ein befahrensverbot der nord und ostsee auferlegen. wo bleibt da sonst die verhälnismässigkeit?
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Charly_I
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Beitrag von Charly_I »

Hallo Johannes!

In der westlichen Ostsee ist im letzten Jahr viel kontrolliert worden. An einem Samstag hat man mal 64 Boote aufgebracht, die unter Motor ohne Kegel fuhren.

Ich beobachte es auch häufig. Das ägerliche daran ist, dass die unter Motor und Segel fahrenden Boote sich aber wie reine Segelboote verhalten, also auch ihr Vorfahrtsrechts beanspruchen und mich dann evtl. unberechtigt zum Ausweichen oder zur Wende zwingen.

Beim Ankern in einer dafür typischen Bucht oder dort, wo schon viele Ankern, ist das mit dem Ball sicherlich nicht so wesentlich. Kommt es jedoch zu einer Karambolage, hast Du ohne Ankerball die Arschkarte gezogen.

In Holland, wo unglaublich viel geankert wird, setzt jeder den Ball.

Gruß
Charly

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johannes
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Beitrag von johannes »

Charly_I hat geschrieben:Ich beobachte es auch häufig. Das ägerliche daran ist, dass die unter Motor und Segel fahrenden Boote sich aber wie reine Segelboote verhalten, also auch ihr Vorfahrtsrechts beanspruchen und mich dann evtl. unberechtigt zum Ausweichen oder zur Wende zwingen.
Charly
ja ich weiss charly,

nicht jeder segler ist ein ehrenmann. aus dieser sicht, ist es wohl angebracht, wenn die vorschrift durchgesetzt wird. hoffentlich bleiben diese leute in den nördlichen revieren, so dass wir im süden noch recht lange ohne motorkegel "dürfen"
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