Nachgeschleppte Sicherheitsleine

Gerade wenn man alleine segelt, ist die Sicherheit ein heikles Thema...
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Nachgeschleppte Sicherheitsleine

Beitrag von Die Red. »

von Martin Bach: (von der Red. übertragen)

Wer hat schon mal eine nachgeschleppte Sicherheitsleine WIRKLICH gebraucht? Wie lang sollte sie sein? Helfen Knoten in der Leine? Und hat jemand schlechte Erfahrungen gemacht?

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Beitrag von Die Red. »

von werner: (von der Red. übertragen)

hallo martin, gebraucht hätte ich sie schon einmal, aber da war keine. als länge würde ich mindestens 50 m vorsehen, besser sind 100 meter. grundsätzlich ist zu bemerken: bei mehr als 2 kn fahrt kannst du dich nicht mehr mit der leine an bord holen! ist die fahrt noch höher, tauchst du unter und bekommst mit der atmung probleme. dies sind nicht nur meine erfahrungen, auch die yacht hat entsprechend berichtet. viele grüße werner

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Beitrag von Die Red. »

von Jürgen: (von der Red. übertragen)

Ich muss dem Werner recht geben - nachschleppversuche haben bei mir ebenfalls die Schallmauer 2 Knoten ergeben. Es bleibt dann nur noch, sich festzuhalten und auf den Rücken drehen. Wenn Du dann noch Schwarzenegger heißt besteht eventuell die Chance, Dich Hand über Hand reinzuholen - aber 50 Meter ???? Ich war jedenfalls froh, dass an Bord jemand stand, der ohne Mühe die grosse Winsch betätigte. Was sehr hilfreich ist, ans Ende der langen Leine einen kleinen Fender zu knoten - schwimmt oben und hilft ungemein. Das beste aber, ist alles dafür zu tun um nicht über Bord zu gehen. Verboten sind Dinge wie - über Bord pinkeln, bei Nachtwache nicht eingepickt zu sein, usw. - jeder hat da so seine Lieblinge. Gruss Jürgen

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Beitrag von Die Red. »

von Klaus: (von der Red. übertragen)

Rettungsweste für Einhandsegler - da gibt es sicher genügend pro und contra.
Eine nachgeschleppte Leine kann ich schwimmend vielleicht noch erreichen, wenn ich über Bord gegangen bin, mit aufgeblasener Rettungsweste aber sicher nicht.
In Küstennähe halte ich eine Rettungsweste allerdings für sinnvoll, wenn Du zusätzlich einen Notsender in der Tasche hast.
Als Einhandsegler musst Du Dir einfach darüber im Klaren sein, dass ein Über-Bord gehen vergleichbar ist mit einem Sprung von der Brücke. Wenn es trotzdem gut geht, hast Du eben Schwein gehabt. Entsprechend musst Du Dich sichern. Lifebelt, vernünftige Schuhe und ruhige-überlegte Handlungen halte ich deshalb für wesentlich wichtiger als Rettungsweste.

--
Klaus

Chris
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Beitrag von Chris »

W. Erdmann hat 25 Meter 12er Leine einmal rundum geschleppt und zum Glück nicht gebraucht.
Ich glaube nicht, daß 25 Meter gereicht hätten, aber ich glaube schon, daß man wenn man die Leine einmal erwischt hat dann übermenschliche Kräfte entfalten würde.

Harry
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Beitrag von Harry »

Knoten in der Leine halte ich für unverzichtbar, wenn die Leine etwas taugen soll. Der Trick dabei, ist ja nicht, sich mit den Händen wieder an Board zu hangeln, sondern die Unterstützung der Beine zu nehmen. Das geht nur mit entsprechend dimensionierten Knoten. Dann ist es immer noch schwierig, aber bedeutend besser.
Die Idee mit dem Fender hintenan finde ich gut.

gruß Harry

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johannes
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Beitrag von johannes »

man kann das auch mal von der theoretischen seite anschauen. 2 kn fahrt halte ich für unrealistisch. wenn man von 6 kn fahrt ausgeht, so sind das 3 m pro sekunde. bei 25 meter leine heisst das, man hätte gerade mal 8 sekunden zeit um aufzutauchen, den schreck zu überwinden, sich zu orientieren und an das ende der leine zu schwimmen. hut ab vor erdmann, wenn er sich das zutraute. da verzicht ich lieber auf die nachgeschleppte leine und picke mich sorgfältig an.

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Tamino
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Beitrag von Tamino »

Diese Diskussion bringt mich auch die Idee, daß ich meine Badeleiter unbedingt noch dahingehend ändern muß, daß sie leicht vom Wasser aus zu betätigen ist. Ich habe mal von dem tödlichen Badevergnügen einer ganzen Crew gelesen, die dann nicht mehr auf das Schiff zurückkommen konnten. Um wieviel riskanter ist das für uns Einhandsegler.

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johannes
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Beitrag von johannes »

hallo jens,

früher, als die yachten noch keine badeplattformen und auch keine badeleitern hatten, passierte das im mittelmeer regelmässig. wenn ich mich richtig erinnere, wurde noch im letzten august nordwestlich menorca eine jacht treibend, ohne jede spur der crew gefunden....

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Lothar
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letzte Woche ist es passiert...

Beitrag von Lothar »

Ein Freund hat mir gerade sein erstes Über-Bord-Gehen berichtet. Auf der Fahrt von Malorca nach Split ist er beim Dichtholen der Leine, plötzlich abgehoben und über Bord gegangen.Natürlich ohne Rettungsweste.Die Wellen wahren ca. 3m hoch. Die Crew hat sofort die Leine mit Rettungsring hinterher geworfen und sind im Kreis gefahren. Er konnte die Leine greifen, kam aber nicht auf den Gedanken oder wollte es nicht, sich zum Rettungsring zurück zu hangeln. Auch legte er sich nicht auf den Rücken. Er wollte das Schiff im Auge behalten. Dadurch war er meistens mit dem Kopf unter Wasser und schluckte sehr viel Wasser. Die Crew schaffte es, ihn mit großer Anstrengung zum Schiff zu ziehen und an Bord zu holen. Er konnte nur noch schwer atmen, was auf das Wasser in seiner Lunge zurück zuführen war. Außer dem hatte er einen gebrochenen Finger und Schürfwunden.
Sein Kommentar: "Seit mehr als 50 Jahren auf dem Wasser und nie was passiert, jetzt hat es mich erwischt".

Gruss
Lothar

Charly_I
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Beitrag von Charly_I »

Generell ein lange Leine nachzuschleppen, halte ich für nicht besonders sinnvoll. Wie lang soll sie sein? Habt ihr schon mal eine Leine, 50 m lang, mit Knoten nachgeschleppt. Man steht fast auf der Stelle. Der Tempoverlust ist einfach zu groß. In schwierigen Situationen oder bei Starkwind ist das in Ordnung, aber nicht grundsätzlich. Ich halte mehr vom einpieken. Dazu spanne ich mir auf jeder Seite eine durchgehende Leine vom Bug zum Heck. Arbeite ich, bei Welle z.B. auf dem Vorschiff, pieke ich mich an beiden Leinen fest, falls das Boot überraschend auf den anderen Bug geht und ich nicht plötzlich außenbords hänge. Das kann genau so gefährlich sein, wie an der nachschleppenden Trosse hängen und unter Wasser gezogen zu werden.

Charly_I

Sonnensegler
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Beitrag von Sonnensegler »

Denke auch Vorsorge ist besser als Leine nachschleppen.

Erfahrungen vom Fender-Surfen zeigen:
- ab 6 kn fast unmöglich dauerhaft dran zu bleiben
- ab 4 kn extrem schwer sich über längere Strecken ans Boot zu hangeln
- ab 5 kn bekommt man selbst, wenn man das Schiff erreicht (!) und die Badeleiter im Wasser ist (!) die Füße nicht mehr gegen den Wasserstrom auf die Badeleiter !

Wenn also noch Crew auf dem Boot ist eine helfende Massnahme (aber schlechter als Lifebelt) für Einhand aber m.E. fast wertlos ...

Gruß
Sonnensegler

Charly_I
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Rettungsleine nachschleppen

Beitrag von Charly_I »

In der neuesten Yacht (20) ist ein interessanter Vorschlag eines polnischen Seglers. Er bringt die Schleppleine nur bei schwerem Wetter aus; an dieser ist ein Treibanker befestigt, der vom Heck gelöst wird, wenn er an der Schwimmleine reißt. Der Treibanker verringert sofort die Geschwindigkeit des Bootes und zieht den im Wasser treibenden über einen Umlenkblock gleichzeitig ohne große zusätzliche Kraftanstrengungen zum Heck des Bootes.
Die Yacht-Leute haben es bei mehreren Geschwindigkeiten ausprobiert und sind voll überzeugt; wer den Bericht liest wird sich der Meinung wohl anschließen müssen, weil es so einleuchtend ist.

Gruß
Charly_I

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Markus
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Beitrag von Markus »

Moin Charly_I,

bin nicht mehr mit der "Yacht" ausgestattet. Könntest Du das hier skizzieren (oder einen Scan einstellen).

Das Prinzip klingt sehr einleuchtend.

Aber es muß eine Konstruktion mit mehr als einer Leine sein, denn wie könnte die Sicherheitsleine den Treibanker durch Zug vom Heck lösen, aber gleichzeitig über einen Block am dem Heck mit dem Treibanker verbunden sein, also der Zug der Leine auf den Treibanker (und umgekehrt) in Richtung Schiff geht. Wie kriegt man damit den Treibanker vom Schiff weg? :confused2:

sail1411
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Beitrag von sail1411 »

Ein Klassenvereinigungskollege - passionierter und erfahrener Einhandsegler - macht das so:
Er verbindet die nachgeschleppte Sicherheitsleine mit der Pinne, so daß bei Zug an der Leine das Boot anluvt, durch den Wind geht und beiliegt.
Um nicht dauernd den Zug auf der Pinne zu haben, hat er Gummistropps an die Leine geknotet.
Irgendwo habe ich eine Skizze davon, muß mal suchen.
Ich habs selbst noch nicht ausprobiert.
Weitere Frage dazu: was passiert wenn man unter Selbststeueranlage segelt???
Lüder